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Abschied nehmen – Einen geliebten Menschen gehen lassen

Severin Schulz

VERFASST VON

Severin Schulz

2024-12-02

Lesezeit: 7 Minuten

Abschied nehmen von einem geliebten Menschen ist eine der schwierigsten Aufgaben, die uns im Leben erwarten. Trotzdem ist es wichtig, sich zu verabschieden, wenn jemand stirbt. Die Verabschiedung ist ein wichtiger Teil des Trauerprozesses und hilft Angehörigen und Freunden dabei, den Tod zu verarbeiten

Benu – Bestattung und Vorsorge zeigt, was beim Abschiednehmen helfen kann, und wie lange Menschen in der Regel brauchen, um jemanden wirklich gehen lassen zu können.

Inhaltsverzeichnis

Abschied nehmen – den Tod verarbeiten

Ein Todesfall, insbesondere ein plötzlicher Todesfall, ist für die Hinterbliebenen immer ein Schock. Und auch nach dem ersten Schockzustand bleibt wenig Zeit für Reflektion und Trauer: Die Bestattung will geplant, das Testament eröffnet und organisatorische Dinge (z.B. Wohnungsauflösung) wollen erledigt werden. Hinzu kommt, dass die Themen Tod und Sterben in unserer Gesellschaft noch immer tabuisiert werden: Es fällt schwer, über den Tod zu sprechen. Und ebenso verhält es sich mit der Trauer. 

Dennoch ist der Tod ein Weg, den wir nicht nur alle gehen müssen, sondern auch einer, der unseren eigenen Weg mehrmals im Leben kreuzt: Eltern sterben, Großeltern sterben, manchmal sterben sogar die eigenen Kinder. Wir verlieren Freundinnen und Freunde, Menschen, mit denen wir unser Leben geteilt haben. Umso wichtiger ist es, dass wir wissen, wie das geht: Abschied nehmen. Den Tod verarbeiten. 

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Was genau heißt 'Abschied nehmen'?

Abschied nehmen kann im wahrsten Sinne des Wortes die Verabschiedung von einer geliebten Person sein: Eine letzte Begegnung, eine letzte Berührung. Bei Menschen, die wissen, dass sie bald sterben werden, ist dies oft ein doppelter Abschied: Die todkranke Person verabschiedet sich von ihrem Leben und von ihren Liebsten. Und die Liebsten haben Zeit, ebenfalls Abschied zu nehmen. In diesem Zusammenhang spielen die Die 5 Sterbephasen nach Elisabeth Kübler-Ross eine wichtige Rolle: Die letzte dieser Sterbephasen ist die Akzeptanz. Und hier findet in der Regel auch die Verabschiedung statt. 

Für manche Menschen bezeichnet 'Abschied nehmen' aber auch die Verabschiedung am Grab bzw. das Abschiednehmen im Zuge der Aufbahrung: Der Besuch der Trauerfeier, die Teilnahme am Leichenschmaus – all dies kann Teil der Verabschiedung von einer geliebten bzw. geschätzten Person sein.

Eine dritte Bedeutungsebene von 'Abschied nehmen' betrifft den gesamten Trauerprozess: Wenn wir Abschied nehmen, lassen wir einen geliebten Menschen gehen. Und für viele von uns nimmt dieser Prozess Monate und oft sogar Jahre in Anspruch. Diese Art der Trauerarbeit verläuft in Phasen und wir alle haben während dieser Zeit sowohl gute Tage als auch wirklich, wirklich schlimme und schmerzhafte Tage.

Die 4 bzw. 5 Phasen der Trauer

Es gibt viele falsche Annahmen über den Prozess des Trauerns. Zu diesen Annahmen zählt zum Beispiel, dass die schlimmste Phase der Trauer die ersten Wochen sind. Auch wenn sich kaum allgemein gültige Aussagen zum Thema Trauer treffen lassen: Die ersten paar Wochen nach dem Todesfall sind für die nächsten Angehörigen normalerweise NICHT die schlimmste Phase der Trauer. Das liegt daran, dass enge Angehörige wie Partner:innen, Kinder oder Eltern das tatsächliche Ausmaß des Verlusts in der Regel erst viel später realisieren.

Viele Betroffene sprechen sogar davon, dass die Trauer im Laufe des ersten Jahres nach dem Todesfall immer schlimmer wird, je mehr Zeit vergeht. Und die meisten Menschen, die jemanden verloren haben, der ihnen sehr nahestand, werden auch Jahre später immer wieder von ihrer Trauer eingeholt: oft durch ein unbestimmtes Erlebnis, das plötzlich Erinnerungen weckt. 

Grundsätzlich unterscheiden wir vier bis fünf Phasen der Trauer, manche Modelle gehen auch von sieben Phasen aus. Das bekannteste Modell der Trauerphasen ist das 5-Phasen-Modell der Psychologin Elisabeth Kübler-Ross. Allerdings bezieht das 5-Phasen-Modell von Kübler-Ross sich eher auf die Trauer über den eigenen bevorstehenden Tod und wird daher auch oft als Modell für die 5 Sterbephasen bezeichnet.

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Abschied nehmen als Angehörige:r

Der Abschied von Verstorbenen ist niemals leicht. Angehörige stehen vor der Aufgabe, sich sowohl mit dem Leben als auch mit dem Tod einer geliebten Person bewusst auseinanderzusetzen. Wir erinnern uns also auf der einen Seite an gemeinsame Erlebnisse und geteilte Augenblicke. Auf der anderen Seite müssen wir uns aber auch darüber bewusst werden, dass es niemals wieder geteilte Augenblicke geben wird. Beides gehört zum Trauerprozess und der Trauerbewältigung. Und wir brauchen beides, um den Tod eines geliebten Menschen akzeptieren zu können.

Ein wichtiger Teil der bewussten Auseinandersetzung mit dem Tod ist die Teilnahme an der Trauerfeier und der Beerdigung. Dies macht Trauernden bewusst, dass der Verstorbene wirklich aus dem Leben geschieden ist.

Gleichzeitig bieten die Trauerfeier und die Bestattung des bzw. der Verstorbenen einen Rahmen, in welchem man mit der Trauergemeinde vom Verstorbenen würdevoll Abschied nehmen und ihm bzw. ihr gedenken kann.

Auch Kinder müssen sich verabschieden dürfen

Für viele Kinder ist der Tod eines Großelternteils die erste Begegnung mit dem Thema Tod. Spätestens dann müssen Eltern eine Entscheidung treffen: Nehme ich mein Kind mit auf die Beerdigung? Und wenn nicht: Wie kann ich meinem Kind auf andere Weise dabei helfen, Abschied zu nehmen? Experten gehen davon aus, dass Kinder etwa ab dem Kindergartenalter dazu in der Lage sind, den Tod zu begreifen – wenn auch auf eine andere Weise als Erwachsene. Die meisten Kinderpsychologen empfehlen deshalb, Kinder auch erst zwischen 4 und 5 Jahren mit zu einer Beerdigung zu nehmen. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserem Ratgeber-Artikel Kindern den Tod erklären

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Wer kann mich beim Abschied nehmen unterstützen?

Falls sie nicht unbedingt mit Freunden und Angehörigen über Ihre Trauer sprechen wollen oder die Trauer Sie aus dem Bauchgefühl heraus etwas zu lange lähmt, finden Sie in jedem Bundesland Trauerselbsthilfegruppen oder Trauercafés. Diese werden meist von gemeinnützigen Organisationen wie der Caritas oder dem Roten Kreuz betrieben. Sie haben die Möglichkeit, Ihre Geschichte zu erzählen und anderen Trauernden zuzuhören, um sich gegenseitig zu unterstützen: Es ist wichtig, zu spüren, dass man in seiner Trauer nicht allein ist.

Wenn die Trauer auch nach Monaten immer noch so groß ist, dass es für Sie schwer ist, in einen geregelten Alltag zurück zu kehren, sollten Sie sich nicht scheuen, professionelle Unterstützung holen. Trauerbegleiter und Trauerpsychologen sind in einer solchen Situation gute Ansprechpartner. 

Quellen

Hospiz.at: So geht es Sterbenden (Link)

Bestatter.de: Sterbeprozess & Sterbephasen: Die letzten 48 Stunden vor dem Tod (Link)

November.de: Den Sterbeprozess erkennen: Das sind die Anzeichen des Todes (Link)

Palliaviva.ch: Manche Patienten rufen nach ihrer Mama (Link)

Bestattungsvergleich.de: Die Sterbephasen – wie sich der Tod ankündigt (Link)