Ein Thanatopraktiker kümmert sich um die hygienische und bei Bedarf kosmetische Versorgung eines Leichnams, um den Hinterbliebenen einen würdevollen Abschied zu ermöglichen. Benu – Bestattung und Vorsorge informiert Sie über den Beruf des Thanatopraktikers und über die Praxis der Thanatopraxie.
Thanatopraxie oder Totenversorgung in Österreich
Geschichte der Thanatologie
Was macht man als Thanatopraktiker?
Einbalsamierung (Leichenkonservierung)
Einbalsamierung in Österreich
Thanatopraxie oder Totenversorgung in Österreich
Die Thanatologie ist eine Wissenschaft, welche das Sterben, den Tod und die Bestattung erforscht. Hierbei werden die Themen nach soziologischen und psychologischen Aspekten untersucht. Ein anderes Wort für Thanatologie ist Sterbeforschung. Die aktive Thanatologie befasst sich mit der hygienischen Grundversorgung, also mit der Säuberung und Waschung von verstorbenen Personen. Die aktive Thanatologie nennen wir auch Thanatopraxie. Menschen, die diesen Beruf ausüben, sind Thanatopraktiker.
Die Thanatopraxie ist ein enorm wichtiger Beruf im Rahmen des Bestattungswesens, da sie Angehörigen einen würdevollen Abschied von der verstorbenen Person ermöglicht. Normalerweise findet dieser in Form einer Aufbahrung statt.
Entscheiden die Angehörigen sich für eine Verabschiedung am offenen Sarg, fällt dem Thanatopraktiker auch die ästhetische bzw. in manchen Fällen auch kosmetische Versorgung der verstorbenen Person zu.
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Geschichte der Thanatologie
Die Thanatologie entstand im 20. Jahrhundert. Die erste Studie zum Thema Tod wurde durch den Soziologen Robert Hertz im Jahr 1907 publiziert. Vor allem in den Fünfziger und Sechziger Jahren beschäftigten sich immer mehr Forscher mit den Themen Tod, Trauer und Bestattung. Die Erforschung dieser Themen bildete die Grundlage für die Arbeit mit Trauernden. So konnten Therapieprogramme für Trauernde entwickelt werden, welche einen lieben Angehörigen durch Tod verloren haben.
Vor allem die Sterbeforschung der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross und ihr Modell der Trauerphasen rückten die Beschäftigung mit Tod und Sterben ins Licht der Öffentlichkeit. Zudem war Kübler-Ross auch eine wichtige Figur für die Hospizbewegung.
Ziel der Thanatologie
Neben der Trauerarbeit für Angehörige wollen die Forscher vor allem einen gesellschaftlichen Diskurs anregen. Menschen sollen sich mit den Themen Tod, Sterben und Bestattung auseinandersetzen und diese nicht länger tabuisieren. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserem Ratgeber-Artikel Was ist der Tod? Das Unbegreifliche greifbar(er) machen.
Was macht man als Thanatopraktiker?
Verstorbene werden, wenn sie regulär bestattet werden, grundsätzlich immer gewaschen. Dies hat hygienische Gründe, aber auch Gründe der Pietät, da man den Verstorbenen bzw. die Verstorbene nicht schmutzig oder unrein in den Sarg legen will. Der Sterbeprozess ist häufig mit Inkontinenz verbunden. Eine Waschung geschieht also auch aus Ehrfurcht vor der Würde des Verstorbenen.
Diese hygienische Versorgung ist aber nicht die einzige Aufgabe von praktischen Thanatologen bzw. von Thanatopraktikern: Wenn der Verstorbene bei einem Unfall oder durch Gewalt gestorben ist, muss der Thanatologe diesen für eine Aufbahrung vorbereiten, ohne dass Verletzungen sichtbar sind. Dies ist extrem wichtig, damit die Hinterbliebenen bei einer offenen Aufbahrung nicht traumatisiert werden, sondern in Ruhe Abschied nehmen können.
Eine Einbalsamierung ist ebenso notwendig bei einer Überführung ins Ausland. Diese Tätigkeit nennt man Modern Embalming. Sie soll den Verwesungsprozess verzögern. Hierbei wird das Blut durch eine konservierende Lösung ersetzt, der die Verwesung hemmt. Ebenso zählt die Anfertigung von Totenmasken zu den Aufgaben eines praktischen Thanatologen.
Abhängig von der Entstellung kann die thanatologische Versorgung sehr anspruchsvoll sein und hohes Können sowie spezielle Wiederherstellungswerkzeuge erfordern. Dabei kommen spezielle Kosmetik, Restaurierung, Rehydrierung oder Rekonstruktion fehlender Körperteile zum Einsatz. So steht einer Überführung oder Aufbahrung sowie einem würdevollen Abschied nichts im Wege.
Ist eine Einbalsamierung das Gleiche wie eine Mumifizierung?
Bei dem Wort "Einbalsamierung" denkt man sofort an Pharaonen und Gefäße mit duftenden Substanzen und Ölen. Dabei muss man diese klar von einer Mumifizierung abgrenzen. Eine Einbalsamierung hat die Konservierung eines Leichnams über einen kurzen Zeitraum zum Ziel. Bei einer Mumifizierung wird eine dauerhafte Erhaltung des Körpers angestrebt.
Bei einer Mumifizierung werden alle Körperorgane entfernt. Im Anschluss kamen verschiedene Füllmaterialien und wohlriechende Kräuter zum Einsatz, um die ursprüngliche Form des Leichnams zu erhalten.
Eine Einbalsamierung hingegen hat das Ziel, den Körper eines Verstorbenen lediglich für einen gewissen Zeitraum zu konservieren, um Zeit zu gewinnen und notwendige Schritte vor der Beerdigung durchführen zu können oder eine Überführung und einen späteren Abschied zu ermöglichen. Durch das Austauschen der Körperflüssigkeiten mit einer Substanz, die den Verwesungsprozess verlangsamt, wird eine Konservierung von bis zu sechs Wochen erreicht.
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Einbalsamierung (Leichenkonservierung)
- Der Körper des bzw. der Verstorbenen wird gereinigt und desinfiziert.
- Der Thanatopraktiker löst die Leichenstarre, um den Verstorbenen bzw. die Verstorbene für die spätere Bestattung zu positionieren.
- Die Körperflüssigkeiten werden abgelassen und durch ein Einbalsamierungsfluid ersetzt.
- Alle Öffnungen des Körpers werden geschlossen.
- Der Mund des bzw. der Verstorbenen wird durch einen speziellen Klebstoff versiegelt oder mit einer Naht verschlossen.
- Kunststoffkappen fixieren die Augenlider.
- Im Falle einer Aufbahrung wird der Leichnam zusätzlich kosmetisch behandelt, um ihn lebendig aussehen zu lassen.
Einbalsamierung in Österreich
Österreich war einer der ersten Staaten in Europa, welcher das Modern Embalming auf rechtlich einwandfreie Grundlagen gestellt hat. Das Bundesgesetzblatt II Nr. 218/2006 regelt die Rechte und Pflichten eines Thanatopraktikers. In Österreich ist eine Einbalsamierung eher unüblich und nicht notwendig. Die hygienische Grundversorgung reicht in der Regel aus, um den Leichnam bis zur Beisetzung zu konservieren.
Eine offene Aufbahrung des Leichnams kommt nur in sehr seltenen Fällen vor. Die Feuerbestattung wird hierzulande immer beliebter - in diesem Fall spielt eine kosmetische Verschönerung des oder der Verstorbenen keine wichtige Rolle.
Zudem ist der ökologische Aspekt einer Einbalsamierung zu berücksichtigen: Zahlreiche Chemikalien gelangen so in Grund und Boden. Außerdem wird der Verwesungsprozess verlangsamt, was ein Problem mit den Ruhezeiten auf den Friedhöfen darstellen kann.
Quellen
Bestatter.de: Einbalsamierung: Modern Embalming & Mumifizierung (Link); Thanatopraxie: Totenversorgung durch Thanatopraktiker (Link)
Mymoria.de: Wie funktioniert die Einbalsamierung? (Link)
November.de: Thanatologie und Thanatopraxie im Bestattungswesen (Link)
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... weil der Tod für Angehörige schon belastend genug ist.